Unger üs

Guy Krneta

Unger üs

Familienalbum
edition spoken script 14
Der gesunde Menschenversand, 2014
Klappenbroschur, 168 Seiten
978-3-905825-90-9

25,00 CHF

Schweizer Literaturpreis 2015! Nominiert für den Schweizer Buchpreis 2014.

Ein Familienroman, mehr noch: ein Gesellschaftsroman. Und das im Spoken Word? Durchaus. Guy Krneta gelingt das Wagnis, indem er uns Momentaufnahmen aus der Geschichte einer Schweizer Familie und mit ihr aus den vergangenen fünfzig Jahren der Schweiz verschafft. Wie im Fotoalbum ergeben sich kleinere und grössere Sprünge zwischen den einzelnen Aufnahmen. Umso grösser wird die Spannung: Wo bleibt er denn, der Unggle Sämi? Und danach die Auflösung: Ah, da ist er wieder, oder: Diese Vivienne kenne ich doch auch schon. Aber “unger üs” bleiben wir dabei nicht. Und dies nicht nur, weil der Ich-Erzähler nach Peru fährt, um das Kind zu finden, das er gezeugt haben will.

“Unger üs” sagt der Grossvater, wenn er noch glaubt, er könne die Familie vereinen. Und “unger üs” sagt der Unggle Sämi, wenn er einmal mehr flunkert und nicht entlarvt sein will. “Unger üs” bietet eine täuschende Fassade – wie die Berner Mundart, wenn sie nicht so kunstvoll in der Schwebe gehalten wird, wie Guy Krneta das schafft: Er spricht im Vertrauten das Verfängliche aus, und diese Doppelbödigkeit liegt auch in den Geschichten und den Personen, die sie erleben. Man gewinnt sie lieb, diese Personen, auch wenn oder gerade weil unter ihrem “unger üs” kein fester Boden mehr zu finden ist.



Guy Krneta

1964 geboren in Bern, lebt in Basel. Krneta war Dramaturg und Co-Leiter an verschiedenen Bühnen in Deutschland und der Schweiz. Er ist Mitbegründer des Spoken-Word-Ensembles "Bern ist überall" und initiierte u.a. das Schweizerische Literaturinstitut in Biel. Krneta schrieb zahlreiche Theaterstücke und Bücher, die mit Preisen ausgezeichnet wurden.

Bild: Dominique Uldry


www.matterhorn.li

Presse

Irene Widmer, sfd, 30. August 2014

Nur 155 Seiten umfasst das Büchlein, manche halb leer. Dennoch hat man am Schluss den Eindruck, eine dicke Chronik gelesen zu haben. Das regelmässige Muster, nach dem die Episoden aneinandergereiht sind, mag an eine schöne Halskette erinnern. Aber als Ganzes gemahnt es einen auch an die synthetischen Diamanten, die eine Schweizer Spezialfirma aus der Asche Verstorbener presst.

041 - Das Kulturmagazin, 1. September 2014

Das Buch besticht durch einen eigensinnigen erzählerischen Zugriff und eine Faszination für die Entdeckung unbetretenen Geländes. Krneta findet eine spielerische Lust am Sprachexperiment, das in der Diktion und aus der Diktion heraus erzählt – bis Sprache nicht mehr als Sprache wahrgenommen wird, sondern sich in einen irisierenden Schwebezustand verflüchtigt.

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